Auf biegen und brechen |
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Das Ergebnis ist weit entfernt von einer ästhetisch runden Form. Ein längsgebogenes Brett neigt auch zum Aufplatzen, da die Holzfasern seitlich auseinandergezogen werden und sich Risse bilden können. Liegt die Faserrichtung quer zur Biegeachse, leiten die Fasern die Kräfte nach außen weiter, wodurch sich die Wölbung gleichmäßiger über die Brettfläche verteilt. Gleichzeitig ist es auch kräftezehrender, ein Brett quer zu biegen |
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Aus diesem Grund haben wir unsere Dachhälften wohlweislich mit querer Maserung zurechtsägen lassen und können munter loslegen. Wir brauchen nun die beiden Aluprofile, die Spanngurte, ein altes Bügeleisen oder auch ein Heißluftgebläse wenn man hat, und am besten einen Platz, an dem wir mit Wasser herumsauen dürfen. Optimal ist eine Terrasse. Balkon geht auch, wenn es einen ordentlichen Regenwasserablauf hat. Sonst müßten wir uns zur Not in das Badezimmer zurückziehen und in der Badewanne herumhantieren. Also, wie besprochen: Aluprofile auf das Brett, Spanngurte drumrum und leicht anspannen, daß sich das Brett schon mal leicht wölbt. Bitte schon jetzt darauf achten, daß alle Spanngurte gleichmäßig und in kleinen Schritten angezogen werden. Ist erstmal eine kleine Wölbung drin, bekommt das ganze Konstrukt auch Stabilität. Wasser aufsetzen und zum kochen bringen. Herdplatten heizen effizienter als Wasserkocher, brauchen aber auch länger. Je mehr und je schneller ich Wasser aufkochen kann, um so zügiger läuft die ganze Geschichte ab. Im nächsten Schritt die Innenseite als erstes mit dem kochendem Wasser langsam übergießen. Das Brett dazu am besten hinlegen, damit das Wasser möglichst langsam abfließt und viel von der Hitze an das Holz abgibt. Nun anfangen, die Spanngurte abwechselnd und in kleinsten Ratschenschritten zu spannen. Das Spannen sollte dabei leichtgängig sein. Wird es schon etwas zu “anstrengend” ist das Holz an seine vorläufige Belastungsgrenze gestoßen. Dann wieder mit kochendem Wasser übergießen, damit die Fasern wieder flexibel werden und weiterspannen. Nach wenigen Minuten sollte das Brett schon so aussehen: Und hier sehen wir auch schon gleich zwei Fehler, die ich begangen habe! Zum einen habe ich das Brett nun doch längs zur Faserrichtung gebogen. Zum anderem sind das keine zwei getrennten Dachhälften, sondern noch ein einziges, großes Brett, welches ich anschließend in zwei Teile sägen wollte. Das Ergebnis könnt Ihr Euch denken. Nach dem Durchsägen hatte ich zwei quasi plane Bretter an deren Enden eine leichte Krümmung zu erahnen war. Das sah bescheiden aus. Dies war also mein erster Biegeversuch und ich lernte daraus. Die einzelnen Bretter mußte ich nochmal biegen. Damit beide Dachhälften eine annähernd gleiche Biegung bekommen, spannte ich sie gleichzeitig und übereinander (nicht aufeinander) in die Aluprofile ein. Auch hier wieder beachtend, schrittchenweise nachzuspannen und heißes Wasser aufzugießen, sobald der Spannwiderstand anwuchs. Nach jedem “Aufguß” ließ sich die Sache wieder leichter spannen. Und hier begang ich schon wieder den nächsten Fehler! Wie dem obigem Bild zu entnehmen ist, hatte ich nur zwei Spanngurte, was für das eine Brett auch ausreichend war. Nun bog ich aber zwei Bretter, die zusammen die doppelte Länge hatten, aber dafür halb so schmal waren. Schmalere Bretter erfordern einen höheren Kraftaufwand zum spannen. Die Kraft verteilte sich über die zwei Spanngurte schlecht, bzw. wirkte nur punktuell auf die Aluprofile und... verbog diese. Wer ein Paar krumme Aluprofile gebrauchen kann, möge sich bei mir melden! Nunmehr also Aluprofile und zwei Spanngurte nachgekauft (die mir seitdem auch anderweitig gute Dienste leisteten) und meine vier Spanngurte gleichmäßig über die Länge der Aluprofile verteilt. Dann ging´s weiter (bzw. wieder von vorne los) wie gehabt: Heißes Wasser drauf, alle Spanngurte nacheinander um eine Ratsche angezogen, und immer wieder um eine Ratsche angezogen, bis der Widerstand anwuchs. Wasser drauf, spannen... usw. Man kann dem Holz auch noch Hitze zuführen, indem man es mit einem Bügeleisen bearbeitet. Die Feuchtigkeit verdampft dabei und dringt als heißer Wasserdampf tiefer in das Holz ein, um es auch dort noch zu erwärmen. Das funktioniert freilich nur auf der Außenseite. Für die Innenseite (bzw. grundsätzlich) wäre ein Heißluftgebläse optimal (aufpassen, daß die Spanngurte nicht durchschmelzen). Als ich dann ungefähr zwei Drittel der Biegung hinbekommen hatte, ließ ich es für den abend sein und legte den Aufbau hin, damit sich die Fasern einen Tag lang an die Spannung “gewöhnen” konnten. Beim Hinlegen stellte ich fest, daß der gesamte Aufbau in Torsion lag, also verdreht war, die Aluprofile liefen nicht mehr parallel zueinander. Um dem entgegenzuwirken, legte ich für die Nacht Gewichte auf die Enden der Aluprofile. Am nächsten Tag war von der Torsion nicht mehr allzu viel zu sehen. Im zweitem Durchlauf bog ich dann die Hälften auf meine Wunschkrümmung zurecht und sogar noch etwas stärker, da ich fürchtete, daß sich die Bretter später wieder zurückbiegen würden. Diese Sorge war nur teilweise begründet. Wenn man´s richtig macht, biegt sich das Holz erstaunlicherweise kein bißchen zurück. Dies passiert nur, wenn das Holz wieder feucht wird. Und feucht wurde es nur einmal, als der Sprühkleber draufmußte. Nun, da die beiden Bretter die Wunschkrümmung haben, legen wir sie zum auskühlen und austrocknen in eine trockene Ecke und werden uns ihnen in einer Woche wieder zuwenden. Nach einer Woche ausgiebiger Trocknungszeit sieht das Endergebnis hoffentlich so aus: Die Spanngurte hatte ich vor Ungeduld schon entfernt, bevor ich das Foto machte. Die Aluprofile sind aber noch drauf. Das gleichzeitige Einspannen beider Bretter beschert den Erfolg, daß beide Bretter die gleiche Wölbung haben. Erfreulicherweise schwangen die Bretter nicht ein bißchen zurück, sondern behielten die Krümmung bei, als ob sie diese schon immer gehabt hätten. Die Torsion des Gesamtaufbaus ist noch andeutungsweise zu erahnen, wirkt sich aber nicht negativ auf den späteren Gesamtaufbau aus. Probehalber habe ich die beiden Bretter schonmal in “Dachstellung” aneinandergelehnt: Ja, doch, man kann sich das Dach in etwa vorstellen. Dem aufmerksamen Betrachter wird nicht entgehen, daß im “Dachfirst” ein ziemlich krummer Spalt klafft. Keine Sorge, dem widmen wir uns noch. Wenn wir die selbe Aktion noch für die beiden Zwischenböden durchführen, sind wir soweit, das Häuschen zusammenzubauen. |
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